Wir kamen erst so um 22:30 in Colombo an, konnten unser Gepäck in Empfang nehmen und unseren üblichen „neues Land Drill“ (erstes Bargeld und SIM-Karten besorgen) rasch durchziehen. Trotzdem war es dann schon Mitternacht bis wir in unserer Unterkunft in Negombo ankamen. So liessen wir uns nur noch ins Bett fallen und erholten uns gut vor unserem ersten Sri Lanka-Tag.
Nach den sehr teuren letzten Wochen in üblichen „Ferien-Destinationen“ (ein Monat Malediven, eine Woche Dubai und nochmals elf Tage Oman) freuten wir uns, mal wieder echtes Backpacker-Reisefeeling erleben zu können. Die erste Unterkunft kostete bereits nur noch ein Bruchteil jener der letzten Wochen (ca. CHF 35.—pro Nacht) und die nächste Budget schonende Position kam bereits am zweiten Tag dazu: unser neues Fortbewegungsmittel. Anstatt ein Auto zu mieten, hatten wir uns entschieden, Sri Lanka mit einem Tuktuk zu umrunden. Also ging es am ersten vollen Tag direkt ins Office von Tuktuk Rental. Hier sollte mein vorgängig bestellter Tuktuk-Führerschein bereit liegen. Ebenfalls auf dem Programm standen eine ausführliche Einführung in die Funktion eines Tuktuk, eine Lernfahrstunde sowie die obligate Prüfung. Es verlief eigentlich alles ganz gut, wobei schon zu sagen ist, dass ich mir das Fahren dieses charmanten Fahrzeuges doch etwas einfacher vorgestellt hatte.
Im vorgängig zur Verfügung gestellten Lernvideo wurde darauf hingewiesen, dass diese Fahrzeuge ihren eigenen „Charakter“ hätten und dass man die relativ oft auftretenden technischen Probleme doch als „part of the fun“ ansehen solle. Ganz kurz wurde auch noch erwähnt, dass die Dinger aus den billigsten indischen Ersatzteilen zusammengeschraubt seien. Ihr könnt Euch vielleicht schon denken, worauf das hinauslaufen wird….
Die ersten paar Tage waren schrecklich. Kaum ein einziges Mal sprang die Schrottkarre direkt an, beim zweiten Mal rückwärts fahren riss die Kette des Ganges und von der Schaltung möchte ich gar nicht erst anfangen. Jedes Mal, wenn ich mich reinsetzte und wieder etwas nicht klappte, floss der Stressschweiss in Strömen, und ich verfluchte meinen rostigen R2D2. Christina meinte netterweise noch: „Wenn Dich das Ding zu fest stresst, können wir uns auch ein Auto holen“. Aber ich biss auf die Zähne und habe mich mittlerweile auf einen Waffenstillstand mit unserem Tuktuk geeinigt. Er springt mittlerweile auch sicher zwei von drei Malen ordentlich an.
Da bei der Verleihfirma von Charakter und anderen vermenschlichten Eigenschaften des motorisierten Dreirades die Rede war, wollten wir dem Kleinen einen Namen geben. Christina nennt ihn seither Kermit (weil grün) und ich kleines Arschloch (weil ist halt so 😊).
Am zweiten Abend ging es dann an den Strand von Negombo zum Dinner. Es gab hier wieder problemlos Bier (und zwar in Standard 625ml Flaschen!) und meine neue lokale Leibspeise – Kotthu. Das einfache Restaurant am Strand hatte einen richtig coolen Reaggae-Style und überhaupt fingen wir die Vibes der Insel sofort auf. Alles ist sehr entspannt und einfach zum Wohlfühlen.
So machten wir uns am dritten Tag nach Arunathapura auf. Fast 200km sollte unser Kermit also zurücklegen. Mit einer Maximalgeschwindigkeit von 40km/h und obligaten Pausen alle 60-75 Minuten (der Motor ist halt nicht gekühlt und braucht diese Stopps…) dauerte es am Ende rund sieben Stunden bis wir unser Ziel erreichten. Wir checkten wieder in einem supersüssen Guesthouse ein, wo wir die nächsten zwei Nächte verbringen sollten. Erwähnt sollte auch noch werden, dass in dieser Gegend zurzeit der Monsun herrscht und es immer so um 16 Uhr in Strömen zu giessen begann. Dennoch konnten wir am nächsten Tag einen schönen Ausflug in die Tempelanlagen der alten Hauptstadt des Landes machen. Unser Guide Jimboy erläuterte uns sehr intensiv, wie der Buddhismus für ihn funktioniert. Einmal mehr war ich fasziniert von den neuen Erkenntnissen, die ich erlangen durfte. Nebenbei besichtigten wir noch die über 2300 Jahre alten (und damit in Sri Lanka ältesten buddhistischen) Tempel, in denen Überreste des letzten Buddhas zu finden seien (das behaupten aber anscheinend noch einige andere auch). Als weiteres Highlight gab es noch den Bodhi-Baum zu bestaunen unter welchem Buddha die Erleuchtung erlangt habe.
Nach weiteren Standarddinners (Chicken Kotthu mit Lion Bier) ging es weiter nach Trincomalee. Nach dem Landesinneren ging es hier wieder an den Strand. Hier herrscht offseason, was uns wunderschöne Strände für uns alleine bescherte. Unser Host empfahl uns noch einen Ausflug, bei welchem es Delfine und mit etwas Glück Blauwale (!!) zu sehen gäbe. Schon seit ich ein kleiner Junge bin, war ich immer von diesen riesigen Walen beeindruckt und es wäre ein Traum, diese live zu sehen. Also standen wir am nächsten Tag sehr früh auf und düsten übers Meer. Natürlich gab es keine Blauwale zu sehen – schon in Südafrika hatten wir ja mit Walen etwas Pech. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Dafür gab es hunderte von Delfinen zu sehen und einen hübschen Schnorchelspot besuchten wir auch noch. Das Ganze privat nur für uns – bei solchen Delfintouren sind ja oft viele Boote hinter den freundlichen Tierchen her. Hier waren wir das einzige Boot und konnten es sehr geniessen.
Nach Trincomalee ging es wiederum rund 100 Kilometer ins Landesinnere zurück, nach Sirigiya. Nach den praktisch touristenfreien Spots vorher, hatte es hier nun erstmals einige weitere Reisende. Das grosse Highlight ist der berühmte Lion Rock (den bestimmt viele schon einmal auf Insta gesehen haben). Am ersten Tag hier machten wir eine Safari und konnten viele Elefanten sehen. Wir hatten ein richtiges Südafrika-Flashback und fühlten die schöne Natur und die Tiere so richtig.
Am nächsten Morgen ging es dann ganz früh los. Der Wecker schellte um 04:40, und wir tuktukerten zum Pidurangala Rock. Im Gegensatz zum Lion Rock kostet der Eintritt hier nur 1/10 und man hat eine grandiose Sicht auf den Löwenfelsen. Nach einem ziemlich anstrengenden und schweisstreibenden Aufstieg gab es oben dann eine grandiose Aussicht auf den Sonnenaufgang und den Lion Rock als Belohnung.
Nach einer guten Woche in Sri Lanka dürfen wir feststellen, dass uns das Land sehr gut gefällt – die freundlichen Einheimischen, das leckere Essen, die tolle Landschaft und die chilligen Vibes! Wir freuen uns auf weitere drei Wochen…
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