Das erste Mal Heimweh

Veröffentlicht am 22. September 2024 um 17:53

Neben dem chilligen Inselfeeling war auch das Wetter auf Koh Samet besser. Es war nicht mehr so tropisch feucht wie auf dem Festland und auch regentechnisch war nicht mehr viel von der rainy season zu spüren. Dass Nebensaison war, spürten wir aber sehr. Die Restaurants am Beach und ganz allgemein die Insel waren geschätzt zu etwa 20% ausgelastet. Wir genossen den vielen Platz, den eine tiefe Auslastung mit sich bringt und vermissten einzig, dass bei Livemusik und wenig Anwesenden halt nicht die riesige Partystimmung aufkommt.

Mit unseren gemieteten Rollern erkundeten wir die Insel, die obwohl klein, viele schöne Ecken zu erkunden hatte. Auf dem Weg zum südlichsten Punkt entdeckten wir unsere „Spinnen-Strasse“, in welcher an den Strommasten über der Strasse riesige Spinnen in ihren Netzen sassen. An einem anderen Tag besuchten wir einen richtig coolen versteckten Strand, an den sich kaum jemand verirrte. In der Bob Marley-Bar sitzend, kamen wir mit Piet, einem Holländer, welcher seit 20 Jahren auf der Insel lebt, ins Gespräch. Piet hatte bisher ebenfalls einen sehr speziellen Lebensweg beschritten, und es war sehr spannend, bei ein paar Bierchen seinen Erzählungen zu lauschen. Vor lauter Ablenkung durch das spannende Gespräch (währenddessen Tim mit Piets Hunden spielte) kriegten wir nicht mit, dass wir von Sandfliegen quasi aufgefressen wurden. Unsere Beine sahen in den nächsten Tagen aus als wären wir durch Stacheldraht gekrochen. Und die Optik war das kleinste Problem – das Ganze juckte so extrem, dass man in der Nacht kaum schlafen konnte. Wir versuchten alle erdenklichen (auch lokalen) Wundermittel aus und erwischten beim x-ten Versuch eine Creme, die dann wirkte. Ich kann Euch sagen, das Nachlassen des Juckreizes war eine absolute Wohltat…

Und dann kam der grosse Tag: Christina verliess Tim und mich, um den runden Geburtstag unserer lieben Nachbarin aus Savognin auf den Malediven zu feiern. Es galt nun, acht Nächte als Männerhaushalt zu überleben. Der Abschied war emotional und teilweise floss auch ein Tränchen.

Ich versuchte, Christina als Lehrerin so gut wie möglich zu vertreten (was mir auch ganz gut gelang), und ansonsten machten wir viele Jungs-Sachen. Wir fuhren zum Beispiel mit unserem Roller die Insel auf und ab, hauptsächlich die Spinnen-Strasse, und hörten dabei so laut es das Handy hergab Tims Lieblingslieder. Abends gingen wir aus, spielten Billard oder Vier gewinnt und genossen noch ein paar Tage unsere Insel.

Dann ging es los nach Bangkok. Um es nicht zu einfach zu haben, nahmen wir kein Taxi sondern buchten einen local Bus. Für bloss CHF 10.—sollte es in rund drei Stunden in die Hauptstadt gehen. Dass diese Art von Fortbewegung meist nicht wirklich pünktlich ist, war mir aufgrund mittlerweile vieler Erfahrungen durchaus bewusst. Als ich dann nach gut fünf (!!) Stunden mal Google Maps checkte und sah, dass der Bus zwar in Bangkok war, sich aber in die falsche Richtung bewegte, wurde ich etwas unruhig. Mittels Google Translate sagte mir der Chauffeur auf meine Nachfrage hin, dass er noch tanken müsse und dies irgendwie nur etwas ausserhalb möglich sei. Dass gerade Rushhour war und es in beide Richtungen unendlich staute, schien weder den Fahrer noch einen der Gäste zu stören. Meinen kurz aufflammenden schweizerischen Pünktlichkeitswahn unterdrückte ich rasch wieder und sagte mir: „Welcome to Thailääääänd!“ Nach weiteren 2.5 Stunden standen wir dann auch tatsächlich vor unserem Hotel, haha!

Da Christina es sich mit den Mädels in ihrem Malediven-Luxus-Hotel so richtig gut gehen liess, dachte ich, dass wir ebenfalls etwas spezielles machen sollten. Gesagt, getan – ich buchte über eine Sonderaktion auf Booking eine Suite im Lebua Hotel (genau – das aus dem Film „Hangover“). Und hier in Bangkok sollten wir Tims Wünschen in vollen Zügen nachkommen. Wir verbrachten fünf Tage meist in den überdimensionierten Malls, schauten uns drei Filme an und zockten uns durch die Spielhallen. Das alles machte wahnsinnig viel Spass, liess aber unser (oder wohl vor allem meines?) Heimweh nicht vollends unterdrücken. Es war nicht das Heimweh nach der Schweiz, sondern jenes nach meiner Frau. Seit jetzt eineinhalb Jahren verbringen wir fast die ganze Zeit miteinander, was wunderbar funktioniert und einfach nur toll ist. Und plötzlich fehlt sie – beim Einschlafen, beim Aufwachen und auch sonst den ganzen Tag. Wie schon gesagt, lenkte ich uns den ganzen Tag über jeweils gut ab. Bangkok bietet natürlich auch alle erdenklichen Möglichkeiten. Die Stadt ist einfach krass, das Wuselige, das Lebendige und manchmal einfach nur Schrille muss man mal erlebt haben. Als Höhepunkt besuchten wir das Spielparadies im IconSiam (wurde auch schon zur besten Mall der Welt gewählt). Die unzähligen Spielmöglichkeiten lösen bei jedem Kind (da zähle ich mich in diesem Fall auch noch dazu…) einen sensory overload aus.

…und doch fehlte uns Christina immer und überall…

Aber jetzt genug gejammert! Nach fünf sehr intensiven Tagen in Bangkok machten wir uns auf den Weg zum Flughafen, um unserer so sehr Vermissten nachzureisen. Nach vier Stunden erreichten wir den Flughafen in Malé und noch einmal ein paar Stunden später kam dann endlich Christina mit dem Wasserflugzeug ebenfalls an. Die Wiedersehensfreude war riesig! Christina hatte eine unglaublich tolle Woche zusammen mit Nadja und ihren Freundinnen verbracht und nun freuen wir uns alle auf zwei Wochen auf den local islands der Malediven, bevor dann auch noch Sacha dazu stösst! Byebye Thailand, hello Maldives!

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