„Grenz“erfahrung in Swaziland

Veröffentlicht am 14. April 2024 um 10:54

Wir sind jetzt also definitiv auf der Ostseite des Landes angekommen. Es gab zwei richtig lange Tage im Auto – am Ende waren es über 1200 zurückgelegte Kilometer. Das Ziel war St. Lucia in den Wetlands. Dort soll es Hippos geben, die in der Stadt herumlaufen. Es standen Besuche im lokalen Naturpark und eine Bootsfahrt mit unzähligen Hippo-Sichtungen auf dem Programm. Abends suchten wir jeweils die Restaurants mit direkter Strassensicht aus und warteten auf die versprochenen Flusspferde. Obwohl es perfekte Bedingungen gab (leicht regnerisch und feucht), wollten sich diese einfach nicht zeigen. So machten wir uns am letzten Abend auf den Heimweg und Christina bestellte beim Universum noch ein Hippo… «Stop!» schrie sie plötzlich, als ich schon fast in die letzte Strasse zur (übrigens supperhübschen) Unterkunft abgebogen war. Jetzt stand da tatsächlich ein richtig dickes Hippo im Vorgarten und graste fröhlich vor sich hin. Wir freuten uns wie kleine Kinder und beobachteten unseren Fund ausführlich 😊.

Auf dem Weg in Richtung Kruger Nationalpark stand dann noch eine Übernachtung nähe Hluhluwe NP (sprich: Schluschluwe, haha!) an. Auch dieser Nationalpark war einmal mehr wunderschön. Die Nashörner sind hier nicht «dehorned», d.h. die imposanten Hörner sind noch in der natürlichen Form zu bestaunen. Ein paar Tage später wurde uns dann erklärt, dass die Entfernung der Hörner zum Schutz der Tiere passiert. Richtig traurig zu hören, dass Wilderei hier ein tagtägliches Phänomen ist, dass alles andere als im Rückgang ist. Christinas nächster Wunsch beim Universum wurde dann ebenfalls erhört (das scheint tatsächlich zu funktionieren…) und auf dem Nachhauseweg sahen wir noch eine wunderschöne Löwenfamilie.

Die nächste Etappe zum Kruger war dann Swaziland. Wir entschieden uns, durch das Land zu fahren und eine Nacht dort zu verbringen. Eswatini, wie das Land seit 2018 offiziell heisst, liegt im Osten von Südafrika. Wir besuchten einen schönen Wasserfall und ein cultural village. Es gab viele interessante Informationen und eine spannende Einführung in das Leben der Einheimischen. Wir übernachteten in einer schönen Lodge und machten uns am nächsten Tag auf in Richtung Grenze. Man muss dazu sagen, dass wir für diesen Kurzaufenthalt keine neue SIM-Karte gekauft hatten. D.h. Internet gab es für uns nicht. Christina hatte den Weg offline rausgesucht und los ging es.

Irgendwo im nirgendwo musste ich dann links abbiegen auf die MR20. Das hört sich auf den ersten Moment an wie eine richtige Strasse. Schon beim Abbiegen fragte ich meine zuverlässige Co-Pilotin, ob das sein könne. Der Weg sah eher aus wie ein roter Feldweg bei uns… Sie bestätigte die Korrektheit und es sollte immer noch schlimmer werden. Die Distanz zur Grenze wurde auf etwa 30 km bestimmt. Es kamen uns keine Autos entgegen und wurde immer holpriger und abgelegener. Manchmal waren kommerzielle Holzfäller auf dem Weg und mussten für uns die dicken Stämme von der Strasse räumen. Und immer wenn ich dachte, dass es jetzt dann besser wird…. Wurde es noch schlimmer! Die schlammige Strasse wurde dann steinig und es lagen riesige Felsbrocken darauf (Durchmesser bis zu 80cm). Unser chinesischer SUV wurde so richtig geschändet (ich hoffe, die Mietwagenfirma liest das nicht). Der Unterboden muss total verbeult sein und mehrere Male dachte ich «so, das wars jetzt…». Nach einer gefühlten Ewigkeit hatten wir es dann geschafft, die 30km zurückzulegen. Tatsächlich erschien plötzlich ein kleiner Check-Point mit Barriere. Der nette Sicherheitsmann fragte uns nach der Zeit. Ich entgegnete ihm, dass es 16:10 sei. Als Antwort wurde ich darüber in Kenntnis gesetzt, dass die Grenze ab 16:00 geschlossen sei. Das war allerdings noch nicht die richtige Grenze. Ich erklärte ihm, dass ich es selber mit netten Worten beim Grenzwächter versuchen werde. Weitere 7km später wurde mir dann vom echten Zöllner nochmals freundlich klar gemacht, dass die Grenze wirklich zu sei und dass im kleinen Bergort (über 1300m.ü.M.!!) eine Lodge sei, die vielleicht ein Zimmer für uns haben könnte.

Tatsächlich fanden wir dort Unterschlupf und konnten die Grenze dann am nächsten Tag passieren. Dabei gab es aber noch ein weiteres Problem: Über Freunde von Freunden hatten wir den Kontakt von Karin und John erhalten. Diese leben seit über 10 Jahren in Südafrika und wir hatten uns mit Ihnen am Abend unseres geplanten Grenzübertritts verabredet. Ebenfalls durften wir zwei Nächte bei Ihnen verbringen. Da wir ja kein Internet hatten, konnten wir uns erst sehr spät in der Lodge bei ruckliger Verbindung bei Karin melden und uns entschuldigen, dass wir es erst einen Tag später schaffen würden. Zum Glück konnten die bereit liegenden Pizza-Zutaten wieder versorgt werden, und wir sollten dann am nächsten Tag einen wunderbaren Abend verbringen können.

Als wir es dann tatsächlich nach Mbombela geschafft hatten, wurden wir von Karin und John in ihrem wunderschönen Haus herzlichst empfangen. Wir verbrachten zwei tolle Tage mit diesen herzlichen Menschen und es war unglaublich interessant, sich mit Locals, die dieselbe Sprache sprechen, auszutauschen. Sie sind gerade daran, ihr zweites Haus ganz in der Nähe des Kruger NP fertig zu stellen. Ebenfalls sind beide sehr engagiert im Tierschutzbereich und dass im Garten der beiden Schildkröten und Giraffen rumlaufen, machte die Erfahrung noch viel schöner als es ohnehin schon war.

Am zweiten Abend waren dann neben uns auch noch weitere Freunde von Ihnen zu Gast. Vom Vater, der als Ranger arbeitet, gab es ebenfalls ganz viele spannende Informationen zu hören. Da John grosser Union Berlin-Anhänger ist, konnte ich am selben Abend mal wieder ein Bundesliga-Spiel mit Bier in der Hand schauen. Grossartig – trotz Niederlage von Union….

Tim ist jeweils unser Gradmesser für die Qualität einer Unterkunft («Papa, können wir eine Nacht verlängern?») und er fragte dieses Mal nach zehn weiteren Nächten, haha! Als wir am letzten Morgen nach einem ziemlich langen und lustigen Abend (Bundesliga, Bier, Ranger, Lasagne etc…) etwas länger geschlafen hatten, waren unsere Gastgeber bereits vom Morgenspaziergang mit den Hunden zurück. Tim war sehr traurig, den Hundewalk verpasst zu haben, und wir mussten ihm versprechen, die beiden irgendwann mal wieder zu besuchen.

Nach Plettenberg fühlten wir uns hier zum zweiten Mal extrem zuhause. Natürlich lag das auch an der netten Gastgeberschaft, aber auch die Gegend hat uns sehr gefallen. Ihr Haus liegt am Rande der Wohnanlage und ist dadurch sehr ruhig. Dennoch kann man innert zehn Minuten in die Stadt fahren und hat dort eigentlich alles, was man so braucht. Wir sind selber sehr gespannt, wo die Zukunft uns so hin verschlagen wird.

Es ist uns auch immer eine riesige Freude, wenn man so spezielle Lebensentwürfe wie jenen von Karin und John erleben kann. Wir sehen uns dadurch jedes Mal bestätigt in dem, was wir tun. Auf jeden Fall nochmals herzlichen Dank an Karin und John!

Jetzt geht es in den Kruger!!

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